In dieser Folge geht es um Strategiemeetings, die wirken – nicht nur inspirieren. Ich zeige dir, wie du aus dem jährlichen Workshop ein echtes Steuerungsinstrument machst: mit klarer Vision, greifbaren Umsetzungsplänen, echtem Teambuilding und konsequenter Nachverfolgung. Denn Strategie ohne Umsetzung bleibt nur ein schönes Gespräch.
Wie oft machst du dir Gedanken über deine Vision und Strategie? Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass dieses Thema für die meisten Unternehmer im Hintergrund steht. Erst gegen Ende des Jahres erinnern sie sich daran: Da war doch noch etwas. Und plötzlich wird das Thema aktuell. Die Lösung ist dann meist die Planung eines Strategieworkshops. Dafür trifft sich das Führungsteam meist irgendwo off-site, in einem schönen Seminarhotel. Das Ziel besteht darin, gemeinsam Ziele und Pläne für das nächste Jahr festzulegen, als Team zusammenzuwachsen, ein bisschen zu feiern und einfach mal aus dem Alltag auszubrechen, um den Blick auf das große Ganze zu richten.
Genau darauf möchte ich in dieser Folge eingehen. Ich möchte dir aufzeigen, wie du aus diesem Strategiemeeting nicht bloß ein tolles Zusammensein bei gutem Wein und gutem Essen machst, sondern eine echte Veranstaltung, die dich und dein Unternehmen nachhaltig weiterbringt.
Hast du in der Vergangenheit schon Strategiemeetings mit deinem Unternehmen durchgeführt oder planst gerade eines?
Dann würde mich wirklich interessieren, wie deine Erfahrungen bisher waren. Was hat funktioniert – und was vielleicht überhaupt nicht? Welcher Workshop war dein bester und was ist schiefgegangen? Wie planst du den nächsten Workshop? Hast du einen externen Moderator? Was sind konkret deine Ziele? Ich freue mich auf deine Rückmeldung. Am einfachsten erreichst du mich unter Chris@burger.ag oder über die Kontaktmöglichkeiten, die ich dir in den Shownotes verlinkt habe.
Es ist definitiv sinnvoll, wenn sich das Führungsteam mindestens einmal im Jahr gemeinsam zurückzieht, um strategisch am Unternehmen zu arbeiten. Für viele Teams ist dies der einzige Zeitpunkt im Jahr, an dem sie sich über langfristige Ziele und Visionen austauschen und auch an deren praktischer Umsetzung arbeiten.
Damit ein Strategiemeeting nicht zur Alibiübung verkommt, sondern echten Mehrwert bietet, möchte ich aus meiner Erfahrung ein paar wichtige Tipps mitgeben.
Zunächst geht es mir besonders um die Erwartungshaltung. Oft hat man das Gefühl, ein solches Seminar löse die wichtigsten Probleme im Unternehmen und danach sei alles geklärt. Aus meiner Sicht ist das eine Illusion. Zwei Tage – so lange dauert ein typisches Meeting – sind großartig, um einiges zu besprechen, Entscheidungen zu treffen und erste Schritte zu definieren. Die Umsetzung muss anschließend jedoch ebenfalls Woche für Woche, Monat für Monat im Alltag gelebt werden.
Dieses Bewusstsein ist extrem wichtig. Ich selbst habe genau diese Erfahrung gemacht:
Vor einigen Jahren haben wir mit einem Unternehmen einen Strategie-Workshop durchgeführt, drei ganze Tage von Freitag bis Sonntag in den Bergen. Wir haben intensiv gearbeitet, viele Analysen erstellt, Projekte aufgesetzt und eine gute Zeit miteinander verbracht. Voller Elan und Enthusiasmus sind wir danach ins Unternehmen zurückgekehrt und haben begonnen, die Projekte umzusetzen. Doch es dauerte nicht lange, bis uns der Alltag wieder eingeholt hat. Drei Jahre später, beim nächsten Workshop, haben wir realisiert: Keines der Projekte war tatsächlich umgesetzt worden.
Das ist typisch: Man denkt, ein Strategieworkshop allein würde grundlegend etwas verändern. Deshalb möchte ich immer auch eine große Klammer setzen: Ein Strategie-Event ohne Tools und Methoden für die Umsetzung ist meist zum Scheitern verurteilt und reine Zeitverschwendung. Wie du die Umsetzung wirklich verankerst, habe ich in einigen Folgen dieses Podcasts angesprochen – und es ist ein ständiger Schwerpunkt meiner Arbeit. Strategie- und Visionsworkshops sind toll, aber sie brauchen das richtige System im Alltag. Oder anders ausgedrückt: Vision ohne Traktion ist reine Halluzination.
Nun aber zurück zum Strategieworkshop. Zunächst muss aus meiner Sicht klar sein, welche Ziele und Inhalte der Workshop haben soll. Meist ist es ein Mix aus folgenden fünf Elementen:
Je nachdem, wie gut die einzelnen Elemente bereits entwickelt sind, muss die Agenda entsprechend angepasst werden. Ich habe sehr gute Erfahrungen damit gemacht, am ersten Tag auf der Visionsebene zu bleiben und am zweiten Tag in die Umsetzungsplanung zu gehen. Das heißt, sowohl die Vision als auch die Strategie und die Teambildung finden am ersten Tag statt. Alles andere findet am zweiten Tag statt. Von diesem Muster kann bei Bedarf natürlich abgewichen werden.
Ich möchte speziell noch auf das Thema Teambildung eingehen. Sehr oft sind die Gespräche am Abend beim Abendessen oder auch später an der Bar wichtige Elemente für die Teambildung. Trotzdem würde ich nicht ausschließlich darauf setzen. Meines Erachtens lohnt es sich gerade in einem Strategieworkshop, explizite Teambildungselemente einzubauen. Eine meiner liebsten Übungen ist das Feedback und Feedforward, bei dem sich die Teilnehmenden offen mitteilen, was sie an den anderen bewundern und was sie sich wünschen würden, dass die Person ändert. Ich habe diese Übung bereits in Folge 24 zum Thema Vertrauen kurz angeschnitten. Letztendlich geht es genau darum: das Vertrauen im Team zu stärken und eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich die Teilnehmenden verletzlich zeigen können.
Ein weiterer wichtiger Faktor ist der Ort des Meetings. Ich empfehle, Meetings so zu planen, dass die Teilnehmenden vor Ort übernachten müssen. Nicht, um sie zu schikanieren, sondern um den erwähnten Austausch am Abend zu ermöglichen und um den Fokus an beiden Tagen voll auf das Unternehmen zu richten. Teilnehmende, die die Gruppe vor dem Abendessen verlassen, sind am folgenden Tag oft nicht auf dem gleichen Stand wie diejenigen, die dableiben. Zudem bietet es die Möglichkeit, Teamaktivitäten tagsüber einzuplanen, was gerade im Januar oft von Vorteil ist. Ein Teil des Workshops kann dann am Abend stattfinden. Selbstverständlich sollte es eine anregende Umgebung sein, in der es Spaß macht zu arbeiten und zu denken. Ein Berghotel mit Weitsicht ist einem Luftschutzbunker also definitiv vorzuziehen.
Weiterhin sollte klar sein, wer welche Rolle im Workshop hat. Ich persönlich habe es als schwierig empfunden, einen Workshop mit meinem eigenen Team zu moderieren. Als Führungskraft muss und will ich Teil des Teams sein. Als Moderator muss ich jedoch die Außensicht einnehmen. Dieser Wechsel ist ein Spagat, der immer mit Kompromissen verbunden ist. Deshalb entscheiden sich viele Unternehmen dafür, die Moderation von einem externen Moderator durchführen zu lassen. So können sie sich auf den Inhalt des Workshops konzentrieren. Zudem bringt eine externe Person oft einen neuen Blickwinkel ein, kann den „Elefanten im Raum” ansprechen und bei Konflikten eingreifen. Das ist als beteiligte Person ungleich schwieriger. Ein externer Moderator bedeutet allerdings auch höhere Kosten und etwas mehr Aufwand bei der Vorbereitung.
Den letzten Aspekt, den ich ansprechen möchte, sind die Teilnehmenden. Für mich ist das Führungsteam, also die Geschäftsleitung, die ideale Besetzung für einen Strategieworkshop. Ich führe jedoch auch Strategieworkshops mit Verwaltungsräten oder Mitarbeitenden aus anderen Hierarchiestufen durch. Leider sind diese oft weniger effektiv als reine Führungsteam-Workshops. Die Gründe dafür sind die verschiedenen Interessen und Rollen. Die Mitglieder des Führungsteams sind als Ganzes für die Umsetzung und die Erfolge verantwortlich. Wenn nun ein Verwaltungsrat an der Diskussion teilnimmt, beginnt er, in operative Entscheidungen einzugreifen, ohne die Verantwortung dafür zu übernehmen – letztendlich ist das Führungsteam für die Umsetzung verantwortlich. Der Verwaltungsrat ist primär für das „Was” verantwortlich und hat eine Überwachungsfunktion. Das „Wie” sollte der Geschäftsleitung überlassen werden. Selbstverständlich kann es in Einzelfällen sinnvoll sein, einen Verwaltungsrat für bestimmte Themen hinzuzuziehen. Er sollte aber seine Flughöhe behalten und in seinem Verantwortungsbereich bleiben. Ähnlich verhält es sich bei Mitarbeitenden, die nicht dem Führungsteam angehören. Auch sie sind letztendlich nicht für die Umsetzung verantwortlich. Ich habe immer wieder erlebt, dass sich diese Teilnehmenden nicht für das Unternehmen als Ganzes, sondern vor allem für ihren eigenen Bereich einsetzen. Abgesehen davon bedeuten mehr Teilnehmende auch längere Diskussionen. Ideal ist eine Teilnehmerzahl von vier bis maximal acht Personen.
Wie eingangs erwähnt, ist ein erfolgreicher Strategieworkshop nicht das Ende der Geschichte, sondern eher der Anfang. Nach dem Workshop sollte eine Information an die übrige Belegschaft eingeplant werden. In dieser teilt das Führungsteam die Ergebnisse des Workshops mit und kommuniziert die neue Vision sowie den Plan. Auch die Projekte sollten offen kommuniziert werden, sodass die Mitarbeitenden verstehen, weshalb diese beschlossen wurden und wie sie ihren Teil dazu beitragen können, sie erfolgreich umzusetzen.
Zum Schluss folgt wie immer die Zusammenfassung der heutigen Folge:
In der nächsten Folge dreht sich alles um den Technikeinsatz in Unternehmen. Gerade als Techniker ist man versucht, frühzeitig neue Technologien einzusetzen, doch das ist nicht immer ratsam. Ich zeige dir, wann technischer Fortschritt echte Vorteile bringt und wie du typische Fehler vermeidest. Freue dich auf spannende Beispiele aus der Praxis.
Auf jeden Fall wünsche ich dir viel Erfolg und Spaß mit deinem Business. Bis zum nächsten Mal!